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könnten alle Bakterien in einem Zweipunktweibchen von einem
einzigen Bacterium abstammen und demnach ein Klon sein. Nachdem die Bakterien
die sie ernährenden, Männchen bestimmten Zygoten töten, also Selbstmord begehen,
erhöhen sie damit die Überlebenschance der Weibcheneier und so der eigenen Art.
Hurst fand übrigens in russischen Zweipunktpopulationen ein anderes
"männermordendes" Bacterium, nämlich eine Spiroplasma-Art.
Das Sexualleben fand bei Laien besonderes
Interesse, obwohl vieles seit langem bekannt ist. Zweipunkt-Marienkäfer
kopulieren, je nach Temperatur, 1 ½ bis 9 Stunden, mit bis zu 20 Partnern. Dabei
werden 1 bis 3 Spermatophoren übertragen, die erste Beobachtung eines
Mehrfachtransfers von Spermatophoren bei Wirbellosen. Weibchen stoßen dann die
leeren Spermatophoren aus und fressen häufig deren Hüllen. Japanische Forscher
berichten von ähnlichen Paarungsritualen bei Harmonia axyridis.
Kurze Kopulationszeiten bei Käfern sind bekanntlich eher die Ausnahme, erinnert
sei an die endlosen Paarungen bei Maikäfern. Das Team um Majerus beobachtete
auch Kopulationen zwischen verschiedenen Marienkäferarten. Aus keiner dieser
Verbindungen gab es Hybriden. Solches Verhalten überrascht nicht, ist dies doch
auch bei anderen Tiergruppen zu beobachten, besonders bei
Gefangenschaftshaltung.
Geschlechtskrankheiten
bei Insekten sind absolut neu: Auf vielen Käferarten leben Milben, die sich
meist nur transportieren lassen. Marienkäfermilben aber vermindern die
Reproduktionsfähigkeit der Weibchen stark und werden bei der Kopula übertragen,
was durch die Länge des Geschlechtsaktes und die Promiskuität der Tiere
gefördert wird.
Kannibalismus ist bei so
gierigen Jägern besonders bei Nahrungsknappheit kaum verwunderlich. Larven, die
Eier der eigenen Art gefressen haben, leben länger, sind aktiver, laufen
schneller und können deshalb auch mehr Blattläuse jagen. Interessant ist das
Verhältnis zu Ameisen. Bekanntlich schützen Ameisen ihre
Blattlauskolonien, indem sie Angreifer mit Ameisensäure bespritzen. Nur
4% der Coccinelliden in beschützten Blattlauskolonien konnten Läuse fressen,
wogegen 56% in ungeschützten Kolonien erfolgreich waren.
Marienkäferschwärme sind nichts ungewöhnliches und seit langem
beschrieben. Sie können wahrscheinlich mit Nahrungsmangel erklärt werden. In
dieses Erklärungsschema passt auch die schmerzhafte Erfahrung, dass Marienkäfer
uns Menschen beißen, allerdings geschieht dies nach eigenen Erfahrungen auch
mitten im Sommer sogar unter Bäumen, die mit Blattläusen voll besetzt sind.
Reflexbluten, zusammen mit Warnfarbe, reduziert naturgemäß die Anzahl
der Coccinellidenfeinde. So vergreifen sich nur wenig Vögel
an Marienkäfern. Manche Spinnen und Laufkäfer fressen sie, und Wespen greifen
sie mit ihrem Stachel an. Raubwanzen saugen vor allem Puppen aus. Alle
Abwehrmechanismen, so scheint es, nützen nichts gegen Parasiten. Majerus konnte
als häufigste Arten eine Brackwespe (Perilitus coccinellae) und zwei
Buckelfliegen (Phoridae) der Gattung Phalacrotophora als Parasiten in
Puppen feststellen. 60% des Zweipunkts und bis zu 75% des Siebenpunkts
waren zu Zeiten ihres Massenauftretens parasitiert. Allerdings scheint das
Adalin des Zweipunkts sogar parasitische Wespen abzuschrecken.
Um diese Forschungen realisieren zu können, verstand es Majerus
weite Bevölkerungskreise in England für Marienkäfer zu interessieren und vor
allem die Jugend zur Mitarbeit anzuregen. Seine Ergebnisse rechtfertigten diese
Anstrengungen und machen uns diese kleinen Käferchen womöglich noch
interessanter.